Einführung - Mehr zum Dorf

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Von welcher Gemeinde sprechen wir?

Von welchem Dorf sprechen wir hier? Wer will, findet mich im Telefonbuch, aber es tut inhaltlich nichts zur Sache. Es reicht zu wissen, dass es sich um ein sehr durchschnittliches Schweizer Dorf handelt. Konkreter: Das Dorf befindet sich im Kanton Bern, es ist in den letzten zwanzig Jahren sehr stark gewachsen und hat zur Zeit rund tausend Einwohnerinnen und Einwohner. Es befindet sich im Einzugsgebiet von zwei grösseren Zentren, besitzt aber nach wie vor einen vergleichsweise dörflichen Charakter, den es aber natürlich zu verlieren droht.

Das Dorf ist verkehrstechnisch mit einem Autobahnanschluss und eigenem Bahnhof gut erschlossen. Es besitzt vier Restaurants und einen gut besuchten Volg. Der grössere Industriebetrieb ist vor einigen Jahren weggezogen, die Gebäude wurden von KMUs übernommen und auch daneben gibt es einiges Gewerbe im Dorf. Es werden zwei Kindergartenklassen und fünf Primarschulklassen geführt. Für die Sekundarstufe fahren die Kinder mit dem Velo ins Nachbardorf.

Die reformierte Kirche wird ebenfalls im Nachbardorf besucht. Eine kleine Freikirche veranstaltet regelmässig Treffen in einem Privatgebäude.

Unter den Aktiven sind zahlreiche Vereine zu nennen, natürlich der Frauen- und der Schützenverein. Aber auch der sogenannte Spielfestverein existiert seit über dreissig Jahren, wenn er auch unter der Pandemie leidet. Die Musikgesellschaft deckt unser Dorf und ein Nachbardorf ab. Daneben gibt es eine Facebook-Gruppe, die als wichtige Informationsdrehscheibe dient. Wenn irgendwo in den Medien etwas über unser Dorf geschrieben wird, dann wird es sicher in der Facebook-Gruppe verlinkt.

Kurzum, unser Dorf ist rundherum typisch schweizerisch und darf deshalb als exemplarisches Beispiel dienen, wie hierzulande Abstimmungen und Wahlen auf der lokalen Ebene durchgeführt werden.

Wie sieht das politische Leben aus?

Die Gemeinde wird vom langjährigen Gemeindeschreiber H. verwaltet. Neben ihm arbeitet auch seine Frau und eine jüngere Angestellte in der Gemeindeverwaltung.

Auf kommunaler Ebene ist nur die SVP als Partei präsent. Sie veranstaltet regelmässige Diskussionrunden zur Politik im Dorf. Diese werden auch von zahlreichen Nichtmitgliedern besucht. Dem gegenüber gibt es eine alternative Diskussiongruppe um einen ehemaligen Gemeindepräsidenten, die als so etwas wie die Opposition gelten darf.

Bei der letzten eidgenössischen Abstimmung im November 2021 waren 745 Personen stimmberechtigt. Zwei Mal im Jahr finden Gemeindeversammlungen statt. Sie werden von 10-20% Stimmberechtigten besucht, was als guter Wert gilt. Im November fanden Gesamterneuerungswahlen des Gemeinderates und der wichtigsten Gemeindeorgane statt. Für den Gemeinderat kam es zu einer Kampfwahl mit knappem Ausgang, der Gemeindepräsident aus der SVP wurde in stiller Wahl im Amt bestätigt. Bei der Bau- und Schulkomission bekundete die Gemeinde Mühe, Interessenten zu finden. Es klappte dann am Schluss aber trotzdem.

Der Abstimmungsausschuss wird nicht von der Gemeindeversammlung, sondern vom Gemeinderat gewählt. Ich nehme an, dass die aktiv Kandidierenden in der Minderheit waren; persönlich habe ich mich aber vorgängig gemeldet, um auf mein Interesse aufmerksam zu machen. Das hat auch funktioniert, ich bin nun einfaches Mitglied in dieser achtköpfigen Komission.

Im letzten Sommer gab es bei uns eine Urnenabstimmung zur Weiterentwicklung des Dorfkerns und dem Neubau des Schulhauses. Der Planungskredit wurde von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern deutlich angenommen. Es gingen aber drei Beschwerden ein - was natürlich viel zu reden gab. Der Regierungsstatthalter hat die Durchführung der Abstimmung sehr genau betrachtet und alle drei Beschwerden abgelehnt.

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